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Schwur aufs Terroir
Wein: Haardt-Riesling
Weingut: Brand, Bockenheim
Jahrgang: 2013
Alkoholgehalt: 12,5 % Vol.
Preis: 8 Euro (ab Hof)
Internet: www.weingut-brand.com
Von Alexander Sperk
Es ist zwar nicht so, dass wir unseren Weinkeller geteilt haben: etwa in einen Teil, in dem nur Weine stehen oder liegen, die mir schmecken, und in einen, in der sich Weine befinden, die eher meiner Frau gefallen, die hier gelegentlich unter dem Namen Pinotgrigia mitschreibt. Dennoch denke ich bei der Weinprobe und beim Kauf manchmal, dass dieser oder jener Wein eher nur mir oder auch Pinotgrigia schmeckt. Der Riesling, um den es heute geht, hat für eine Überraschung gesorgt, weil ich eigentlich dachte, dass er nur mir gefällt.
In der Nase kalter Stein und eine sehr dezente Pfirsich-Note, im Mund dann wieder etwas Pfirsich, Zitrusfrüchte, ein bisschen Kräuter, doch vor allem eine weit über den letzten Schluck hinaus anhaltende, sehr angenehm salzige Note, dazu lebendige, aber schön eingebundene Säure. Ein toller, kantiger und doch sehr filigraner Pfälzer Riesling – der Haardt-Riesling des Bockenheimer Weinguts Brand hat uns beide auf Anhieb überzeugt.
Ich würde wirklich nicht für mich in Anspruch nehmen wollen, bei jedem Wein das Terroir zu erkennen. Doch in diesem Fall schon. Das spricht für die Fähigkeit der Winzer, dieses herauszuarbeiten. Der Name Haardt bezieht sich dabei auf den Haardtrand, an dem die Reben stehen. Die Trauben stammen aus verschiedenen Lagen am Bockenheimer Berg, die Reben sind 30 Jahre oder älter. Auf dem Bockenheimer Berg ist es ein wenig kühler als in der Ebene, der Boden ist geprägt von Kalkstein und Löss-Lehm. Der Wein ist spontanvergoren und lag lange auf der Hefe.
„Mit dem Haardt-Riesling möchten wir dem Kunden einen Wein präsentieren, der süffig ist, aber trotzdem spannend, mineralisch, mit Tiefgang“, beschreibt Daniel Brand, der zusammen mit seinem jüngeren Bruder Jonas dabei ist, den Familienbetrieb auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen. Das Weingut ist seit September Mitglied im Bioland-Verband und verpflichtet sich unter anderem auf den Einsatz von Pestiziden und mineralischem Dünger zu verzichten. Nach einer Übergangszeit von drei Jahren dürfen die Brands das Bioland-Siegel auf den Flaschen ihrer Premiumlinie, der Schwurhand-Kollektion, führen.
Zu der Premium-Linie gehört auch der Haardt-Riesling, der mit 8 Euro ein sehr gutes Preis-Genuss-Verhältnis aufweist. Die Schwurhand verweist dabei auf den Schlussstein der Bockenheimer Martinskirche und taugt natürlich prächtig als Symbol für das Qualitätsstreben der jungen Winzer.
Schwur hin, Schwur her: Für mich meine Riesling-Entdeckung des Jahres im Preissegment bis 10 Euro!
One comment:
Eine absolut überzeugender Artikel. Nach dem Lesen ist klar: den Wein muss ich unbedingt haben. Aber mich hätte jetzt noch die genaue Meinung von Pinotgrigia interessiert.