Pfälzer „Pet Nat“
Die beiden jungen Bockenheimer Winzer Jonas und Daniel Brand setzen voll auf ökologischen Weinbau. Mit einem „Pet Nat“ aus der Pfalz haben sie sich an ein neues, spannendes Projekt gewagt. Wir haben uns mit Daniel über den neuen Schaumwein nach ganz alter Machart unterhalten.
„Pet Nat“ steht für Pétillant naturel – übersetzt natürlich prickelnd. Noch während der Spontangärung wird der Most in Flaschen abgefüllt und mit einem Kronkorken verschlossen. In der Flasche gärt er weiter, was für eine feine Perlage sorgt. „Pet Nats“ kommen dabei ohne Zusatz von Hefe, Zucker und Schwefel aus und sind ein Nischenprodukt in der Nische Naturwein – allerdings offenbar gefragt: Die 1000 Flaschen „Pet Nat“, die die Brands abgefüllt haben, sind bereits verkauft. Als Preis hatten sie knapp 15 Euro pro Flasche angesetzt.
Daniel, wie seid ihr auf die Idee gekommen, Euren eigenen „Pet Nat“ zu machen?
Wir waren viel auf Naturwein-Messen unterwegs, da waren die „Pet Nats“ ein absolutes Highlight für uns so als Erfrischung für zwischendurch. Das hat uns total mitgerissen.
Wie macht man einen „Pet Nat“?
Das ist eigentlich ganz easy. Maische-Standzeit, Presse, Vorklärung, dann zwei Wochen in den Tank und dann in die Flasche, wo er weiter gärt. Alles ohne Zusätze. Manche sprechen daher auch von „russischem Roulette“. Wichtig sind super-gesunde Trauben, Fäulnis ist ein absolutes No-Go. Aber damit hatten wir 2015 ja auch kaum Probleme. Für unseren „Pet Nat“ haben wir Weißburgunder- und Silvanertrauben verwendet, jeweils zu 50 Prozent, zum Teil von sehr alten Reben. Aber lasst uns mal probieren.
Daniel steht auf und holt einen einfachen Flaschenöffner, mit dem er auch ein Bier aufmachen würde. Es zischt, kurz darauf perlt der leicht trübe Schaumwein – als solcher ist der „Pet Nat“ auch deklariert – ganz fein in den Gläsern. Offenbar haben die Brands im (Roulette-)Spiel Glück …
Wenn Du es Dir aussuchen könntest: Zu welcher Gelegenheit sollte der Schaumwein getrunken werden und von wem?
Als Partygetränk sind die „Pet Nats“ ganz toll, ich fände super, wenn sie besonders bei der jungen, urbanen Generation ankämen. Oder zum „Eintrinken“ vor einem großen Tasting, um alle Geschmacksnerven zu aktivieren. Wichtig ist uns, dass sie nicht blind konsumiert, sondern als reines Naturprodukt wahrgenommen werden. Man muss sich das mal vorstellen: Man gibt dem Konsumenten die Hefe praktisch mit nach Hause.
Wie stellt ihr sicher, dass die Flaschen bei der Gärung nicht im Keller oder sonstwo hochgehen?
Wir haben die „Pet Nats“ in Champagnerflaschen gefüllt, die Druck von bis zu 10 bar aushalten. Wir haben nur so viel Restzucker drin, dass der Druck auf 5 bar steigt, wenn dieser vollständig vergärt. Also ist alles sicher.
In der Flasche auf dem Tisch hat sich während des Gesprächs eine dicke Schaumkrone gebildet, die auch perfekt auf ein gut eingeschenktes Weizenbier passen würde.
Wie lange kann man euren „Pet Nat“ trinken?
Nach dem Öffnen empfehle ich, ihn in drei Tagen wegzutrinken, wobei er mit einem Sektverschluss verschlossen werden sollte. Noch verschlossen kann ich mir vorstellen, dass er auch noch in drei oder vier Jahren Spaß machen wird.
Ihr habt geschrieben, dass euer „Pet Nat“ der erste in Deutschland ist. Sicher?
Sicher nicht, aber viele gibt es auf keinen Fall. Wir kennen jedenfalls keinen anderen. Vielleicht ist unserer sogar der einzige. Wir würden uns freuen, wenn sich mehr Winzer an eine „Pet Nat“ herantrauen würden, in Frankreich haben viele Weingüter einen „Pet Nat“ am Start.
Gibt es nach dem nächsten Herbst wieder einen „Pet Nat“ von Euch?
Auf jeden Fall. Wir werden auch mehr machen als dieses Mal. Vielleicht einen Rosé aus Portugieser-Trauben. Aber nichts allzu Verrücktes.
Übrigens: Der Champagner, den der Benediktinermönch Dom Pérignon in der Abtei Saint Pierre d’Hautvillers gegen Ende des 17. Jahrhunderts perfektionierte, war nichts anderes als ein „Pet Nat“. Dom Perignon schaffte es, die Gärung in der Flasche so zu steuern, dass es nicht zu explodierenden Flaschen kam. Außerdem war er ein Verfechter des Naturweins ohne fremde Zusätze.
Beim Verkosten des „Pet Nat“ der Brands haben wir nach der Nase vor allem an Äpfel gedacht, der Mundschenk glänzte mit Fachwissen auch auf diesem Gebiet, als er einfach den Begriff „Granny Smith“ in den Raum warf. Im Mund dann wieder Apfel, aber auch die Hefe und eine leicht nussige Note. Alles sehr leicht und mit 11 % Vol. sehr moderat im Alkohol. (pwb)
Weitere Informationen gibt es unter www.petnat.de