Montag, 15. Dezember 2014

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Kellermeisters Wunschzettel

321550_web_R_K_B_by_Stephanie Hofschlaeger_pixelio.de

Dass ich Wein keinesfalls für ein einfallsloses Geschenk halte, gerne welchen verschenke und noch lieber welchen geschenkt bekomme, habe ich ja schon desöfteren geschrieben. Was aber würde auf einem Wunschzettel stehen, wie man ihn in den großen Onlinekaufhäusern oder mittlerweile auch bei dem einen oder anderen Onlineweinhändler hinterlassen kann? Ich habe mir dazu Gedanken gemacht, wohlwissend, dass ich mir die Weine werde wohl selbst schenken müssen. Ist aber auch eine Möglichkeit.

Für den kleinen Geldbeutel:

Ein Grund, warum ich die Pfalz als Weinregion so schätze, liegt darin, dass es bei uns sehr gute Weine zu fairen Preisen gibt. Ein Paradebeispiel dafür ist der „Old School“ des Mußbacher Winzers Ralf Kappner. Seit einigen Jahren bin ich bei Ralf Kunde, und immer frage ich mich, warum der Wein stabil 4,50 Euro kostet. Klar, dass man für diesen Preis nicht unbedingt mehrfache Handlese erwarten kann, doch man bekommt einen authentischen Pfälzer Riesling. Trotz jahrgangsbedingter Unterschiede geht es immer in die gleiche Richtung: lebendige Säure, viel grüner Apfel, etwas Zitrus, Ecken und Kanten. Der Haken: in der Weihnachtszeit ist der Wein zumindest bei uns schon immer längst ausgetrunken.

 Grainhübel, Grainhübel und nochmal Grainhübel:

Die Deidesheimer Lage, die teilweise direkt hinter dem Weingut von Winning beginnt, zählt zu meinen Favoriten, wenn es um Mittelhaardt-Rieslinge geht. Der Grainhübel aus dem Hause von Winning gehört zu meinen Lieblingsrieslingen, der Mundschenk schätzt die Spätlese beziehungsweise Auslese derselben Lage aus dem Hause Kimich. Bei unserem gemeinsamen Besuch im japanischen Restaurant „Fumi“, dem Gutsrestaurant des Weinguts Biffar, haben wir gemeinsam den Grainhübel 2009 aus dem Hause Biffar probiert. Vorweg: Er hat sehr gut mit der japanischen Küche harmoniert, aber auch zur heimischen Pfälzer Hausmannskost passt der Wein. Typisch für die Lage besitzt der Biffar-Grainhübel ordentlich Kraft, dazu ein interessantes Spiel von Süße und Säure sowie eine ordentliche Länge und erste dezente Reifetöne. Kostenpunkt: 23 Euro (ab Hof).

 Portugieser von Daniel Aßmuth (2012):

Ältere Männer, die in einer düsteren Straußwirtschaft aus einem Weinrömer bestenfalls mittelmäßigen Wein trinken oder die ersten Weißherbst-Schorlen auf dem Weinfest – das waren lange Zeit meine einzigen Erinnerungen an den Portugieser. Doch dann habe ich genauer mit dieser in der Pfalz früher weit verbreiteten Rebsorte und deren Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit beschäftigt. Und siehe da, beispielsweise dank Jürgen Krebs, dem Stiftsweingut Meyer in Klingenmünster oder eben Daniel Aßmuth habe ich gelernt, dass Portugieser richtig gut schmecken kann. Schon Daniels „Krieger“ ist hervorragend, sehr dicht mit der typischen Portugieser-Nase und den typischen Portugieser-Aromen. Der „große Bruder“ mit dem schlichten Namen „Portugieser“ ist noch eine Klasse besser und schlichtweg ein Hammer. Unheimlich dicht, sehr würzig, mit leichter Holznote durch den Ausbau im Barrique, aber trotzdem noch ein echter Pfälzer Portugieser. Einer, der auch aus dem Weinrömer schmeckt. Meine letzte Flasche habe ich übrigens selbst verschenkt. Kostenpunkt: 21 Euro (ab Hof).

 Cuvée 55 (Jahrgang 2012):

Meine persönliche Entdeckung bei der Präsentation der Großen Weine des Barrique-Forums in Deidesheim vom Hochstadter Weingut Stern. Diese rote Cuvée besteht zu 70 Prozent aus Cabernet Sauvignon und zu 30 Prozent aus Merlot, 15 Monate im Barrique gereift. Eine Cuvée also, die sich an den klassischen Vorbildern aus dem Bordelais orientiert. Klar, es ist kein Fehler den Wein liegen zu lassen, höchstwahrscheinlich wird er noch viel besser als er in seiner Jugend schon ist. Doch bereits jetzt sind Tannine, Holz und Fruchtaromen in der erstaunlich komplexen Cuvée sehr schön ausbalanciert. Die Trauben stammen aus einem Weinberg, in dem die Reben nur in einem Abstand von 55 Zentimetern gepflanzt wurden – daher der Name. Kostenpunkt: 28 Euro (ab Hof). (Foto: Stefanie Hofschlaeger / pixelio.de)

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