Sonntag, 4. Januar 2015

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Das Beste zum Schluss

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Geschrieben von Kellermeister

Zum Jahresausklang haben wir uns nochmal richtig ins Zeug gelegt – zumindest, was die Auswahl von Wein und Sekt betrifft. Seit wir den Silvesterabend wegen der Kinder zu Hause verbringen (müssen), gibt es als Trostpflaster immer ein Großes Gewächs von Philipp Kuhn, in der Regel einen Pinot Noir – entweder aus der Lage Steinbuckel oder wie in diesem Jahr einen aus der Lage Kirschgarten. Doch dieses Jahr habe ich dem Großen Gewächs ebenbürtige Partner an die Seite gestellt.Zum Aperitif den mittlerweile schon durch die meisten Zeitungen, Blogs und Weinforen gereichten „Riesling Brut“-Sekt aus dem Hause Reichsrat von Buhl, dem ersten, seit der renommierte Champagnermacher Mathieu Kauffmann im Keller das Sagen hat – der „Erstgegorene“, wie das Weingut wirbt. Auch der Mundschenk hat hier schon ein paar Zeilen dazu verloren. Ich würde mich seiner Einschätzung nach drei Flaschen dieses zweifellos stark gehypten Sekts anschließen: Der Riesling Brut (12,5 % Vol.) ist außergewöhnlich, wenn auch vielleicht nicht ganz so perfekt, wie es die vielen positiven Kritiken in Printmedien oder im Internet vermuten lassen. Muss auch nicht sein, denn es muss ja auch noch Luft nach oben sein. Gut gefallen haben mir die Farbe, die sehr stark an Champagner erinnert, die leicht fruchtige Note (Birne, Aprikose) und der tolle Schmelz. Allerdings hat er auch eine leicht bittere Note, wie sie Riesling-Sekt oft hat, und spürbare Säure, die ich allerdings nicht als störend empfunden habe. Für mich sind die 14,50 Euro pro Flasche alles in allem gut investiert, und der „Riesling Brut“ ist eine klare Empfehlung. Sekt aus dem Hause Buhl wird bei uns künftig einen festen Platz haben.

Der heimliche Star des Abends war für mich die Riesling-Spätlese aus dem Forster Jesuitengarten vom Forster Weingut Heinrich Spindler (Jahrgang: 2012, 13,5 % Vol., 18 Euro ab Hof). Das Weingut hat in den vergangenen Jahren einen unheimlichen Qualitätssprung hingelegt, und die Spitzenweine aus den Forster Toplagen Ungeheuer, Kirchenstück, Freundstück und Jesuitengarten brauchen sich nicht vor der renommierten Konkurrenz im Ort zu verstecken. Schon beim Betriebsausflug des Pfälzer Weinblogs im Februar 2014 zu den Spindlers fand ich den Jesuitengarten einen Tick vor den genannten anderen Spitzenweinen, und dieser Eindruck hat sich an Silvester bestätigt: Reifer Apfel, gelbes Steinobst, vielleicht ein wenig Mandarine und eine feine würzige Note prägen den sehr komplexen, filigranen Riesling. Der Wein hat Kraft, aber auch lebendige Säure und angenehme Frische – genau die Balance, die für mich eine gute Spätlese ausmacht. Bereits jetzt ein sehr eleganter Wein, von dem ich die übrigen Flaschen noch etwas liegen lassen werde.

Liegen lassen können hätten wir auch den Pinot Noir aus dem Kirschgarten des Laumersheimer Winzers Philipp Kuhn (Jahrgang 2011, 13,5 % Vol., 34 Euro ab Hof; den 2010er gibt es zum Beispiel bei Vicampo). Aber Tradition ist Tradition, und so haben wir auch 2015 mit einem Großen Gewächs begrüßt. Schon die Nase verrät, dass es ein Wein von Philipp Kuhn ist. Dunkle Kirschen, Pflaumen und schwarze Johannisbeeren sowie eine leicht pfeffrige Note sowie die dunkle Farbe lassen einen dichten Wein vermuten. Im Mund zeigen sich dann feine Tannine und ein schöner Trinkfluss. Bereits jetzt macht der Wein viel Spaß. Der krönende Abschluss eines schönen Abends.

Wenn wir jetzt in den ersten Tagen des neuen Jahrs gefragt werden „ob mers gut a’gfange hänn“ (gut angefangen haben), müssen wir nicht lange überlegen und können antworten: „Ah jo.“ So kann das Jahr weitergehen.

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