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Wirklich aufhören, wenn es am schönsten ist?
Wein: Jesuitenhofgarten, Spätburgunder
Weingut: Jesuitenhof, Dirmstein
Jahrgang: 2012
Alkoholgehalt: 14 % Vol.
Preis: 10,50 Euro (ab Weingut)
Internet: www.jesuitenhof.de
„Aufhören, wenn es am schönsten ist“ – an diesen Spruch musste ich spontan denken, als ich diesen Spätburgunder erstmals im Glas hatte. Aufhören wäre in diesem Fall mindestens aufhören über Pfälzer Pinot zu schreiben oder sogar die Bloggerei über Wein aus der Pfalz einfach ganz zu lassen. Denn eigentlich ist es ja nach wie vor Ziel des Pfälzer Weinblogs, Weine aus unserer Region mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis aufzuspüren und darüber zu schreiben. Und dieser Spätburgunder bietet sehr viel Genuss für sehr überschaubares Geld. Ich würde sogar behaupten, dass nur sehr wenige Pfälzer Spätburgunder dieses Preis-Genuss-Verhältnis toppen können. Also eigentlich ein Grund zum Aufhören …
Fündig geworden bin ich in Dirmstein, einer Gemeinde, die nicht gerade für den Weinbau bekannt ist, auch wenn die Schilder an den diversen Ortseingängen anderes vermuten lassen. Freilich: So ganz zufällig war der Besuch beim Jesuitenhof nicht. Denn bereits bei der Präsentation der Großen Weine des Barrique Forums Pfalz bin ich auf das Weingut aufmerksam geworden: Der Pinot Noir „Kleiner Garten“ gehörte damals zu den besten Spätburgundern, die ich an dem Abend probiert habe.
Dieser Eindruck verfestigte sich bei dem Ortstermin: Der „Kleine Garten“, ein Teil des Jesuitenhofgartens, der das Weingut in der Ortsmitte großzügig umrahmt und durch eine Mauer geschützt ist, ist ein toller Spätburgunder, der zugleich saftig und filigran ist. Es ist der Spitzenspätburgunder der Schneiders und die 18 Euro absolut wert. Ein klarer Kauf ist übrigens auch der Basis-Spätburgunder von Klaus und Moritz Schneider, der für 6,50 Euro sehr viel Pinot für ganz kleines Geld bietet.
Bei der Probe unter dem Gesichtspunkt toller Wein für überschaubares Geld am meisten überzeugt hat mich aber wie so oft die goldene Mitte, der Spätburgunder aus dem Jesuitenhofgarten. Nicht ganz so erlesen und so filigran wie der große Bruder aus dem „Kleinen Garten“ vielleicht, dafür aber deutlich günstiger und einfach ebenfalls ein toller Wein. Wie sein großer Bruder ebenfalls im Barrique ausgebaut zeigt sich hier – wie bei den anderen beiden Pinots auch – noch die Handschrift von Senior-Chef Klaus Schneider, der weniger auf „Palatina Pinots“ setzt, sondern sich stärker am Vorbild Burgund orientiert. Entsprechend hat der Jesuitenhofgarten 14 % Vol. Probiert haben wir den 2012er, der trotz seiner Jugend schon sehr rund und einfach gut ist. In der Nase Aromen von frischem Leder, dunkle Frucht und etwas schwarzem Pfeffer, im Mund dann Kräuter, Schattenmorellen, schwarze Johannisbeeren, Pflaumen und etwas dunkle Schokolade.
Den Wein habe ich mit einem Kollegen probiert, als wir zusammen an der nördlichen Weinstraße und etwas abseits davon unterwegs waren. Heimgefahren sind wir mit dem guten Gefühl, einen tollen Wein für wenig Geld eingekauft zu haben. Und das will ich einfach nicht missen. Also werde ich auch nicht aufhören, nach gutem Wein zu suchen. Auch wenn die Messlatte immer höher liegt.
Übrigens: Auch der 2013er ist schon im Verkauf und zeigt schon jetzt sein Potenzial. Allerdings sollte man ihm auf jeden Fall noch etwas Zeit auf der Flasche gönnen. A. Sperk