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Zwischen Reiterpfad und Suez
Wein: Ruppertsberger Reiterpfad, Riesling
Weingut: von Winning, Deidesheim
Jahrgang: 2013
Alkoholgehalt: 12 % Vol.
Preis: 16,80 Euro (im Weinhandel)
Internet: www.von-winning.de
Geschrieben von A. Sperk
Kurz vor Ostern in einem Weinladen, irgendwo an der Weinstraße, natürlich in der Abteilung Pfalz.
Der Kunde, leicht unschlüssig, hält sich verlegen die Hand hinter den Kopf.
„Wie ist denn der Reiterpfad vom von Winning so im Vergleich zum Suez vom Buhl?“
Der Verkäufer bemüht, von der Frage aber offenbar ein wenig überrascht. „Wollen Sie die Analysewerte? Die habe ich nicht.“
Der Kunde, ein wenig irritiert, schaut zuerst ins Leere und dann auf den Verkäufer: „Nein, aber vielleicht könnten Sie die Weine ein wenig beschreiben?“
Der Verkäufer kurz angebunden, die beiden Flaschen entschlossen im Blick und auf dem Sprung zu einer älteren Dame, die an der Kasse wartet., zeigt auf den Ruppertsberger Reiterpfad des Weinguts von Winning. „Ich würde den hier nehmen.“
Der Kunde, ein wenig mehr irritiert ringt um eine Entscheidung, jetzt ohne den Verkäufer. „Rieslinge aus dem Holzfass haben das gewisse Etwas, wenn sie gut gemacht sind. Und das sind sie normalerweise, wenn von Winning draufsteht. Außerdem liegt im Keller noch etwas Grainhübel, die könnten wir gegeneinander trinken.“
„Andererseits ist der Suez auch interessant, allein schon wegen des Namens. Dass bei der Einweihung des Suez-Kanals tatsächlich mit Wein aus Deidesheim angestoßen wurde…“
„Die 2013er Buhl-Rieslinge, die ich bislang getrunken habe, waren aber ziemlich säurebetont. Ich will unseren Gästen an Ostern kein solches Brett vorsetzen. Also der Reiterpfad.“
Der Kunde nimmt zwei Flaschen Reiterpfad aus dem Regal und geht zur Kasse.
*
So in etwa kam die Kaufentscheidung des Rieslings vom Ruppertsberger Reiterpfad aus dem Hause von Winning zu Stande. An Ostern haben wir uns dann doch für den Grainhübel entschieden, dennoch war der Reiterpfad ein guter Kauf. Frucht, Säure und Mineralität sind hervorragend ausbalanciert, das Holz (etwa ein Drittel des Jahrgangs kommt aus dem Stückfass) ist eher dezent eingesetzt.
Der Reiterpfad erstreckt sich zwischen Haardtrand und Weinstraße vom Deidesheimer Ortsrand in Richtung Königsbach. Die Bodenstruktur ist vielschichtig, Buntsandstein findet sich dort ebenso wie lehmige und sandige Böden mit vereinzelten Kalksteineinlagerungen. Diese Vielfalt scheint sich auch in dem Wein widerzuspiegeln: feine Zitrusaromen meine ich ebenso herausgeschmeckt zu haben wie saftige Birne, Kräuter und dezente mineralische Noten (kalter Stein). Der Reiterpfad aus dem Hause von Winning ist sicher kein Kraftprotz, der einem wilden Galopp gleicht, sondern eher ein eleganter Wein, der mich an einen stilsicheren Trab erinnert.
Den Suez werde ich natürlich trotzdem demnächst probieren. Nicht nur wegen der schönen Geschichte, die sich hinter dem Namen verbirgt…