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Riesling und Kartoffelsalat?
Von Alexander Sperk
Kartoffelsalat mit Würstchen, Rinderbraten oder vielleicht doch Kassler im Blätterteig: Was es bei uns über die Festtage zu essen gibt, steht noch nicht so wirklich fest. Entsprechend breit gefächert sollte die Weinauswahl sein.
Für die einfache Variante mit dem Kartoffelsalat kommen zwei Rieslinge infrage, die beide nicht die Welt kosten, aber dennoch bei mir ziemlich weit oben stehen: der eine ist der Riesling “Alte Reben” von Steffen Zelt. Auf den Laumersheimer Winzer bin ich über Umwege gekommen, aber dazu demnächst mehr. So viel sei aber verraten: Bei Steffen Zelt stimmt das Preis-Genuss-Verhältnis in einem Ausmaß, wie man es wahrscheinlich nur in der Pfalz findet! Die “Alten Reben” stehen in der Lage Laumersheimer Steinbuckel auf einer Schicht Löss-Lehm-Boden, die auf Kalkstein aufliegt. Der Wein verbindet die klassischen Pfirsich-Zitrus-Aromen mit einer angenehm salzig-mineralischen Note, die für Rieslinge von Kalkböden charakteristisch ist. Eine sehr gelungene Kombination für 6,40 Euro (ab Hof).
Dem Kartoffelsalat die Show stehlen würde sicher auch der “Haardt Riesling” der Brüder Daniel und Jonas Brand, von dem ich gerade noch einige Flaschen nachgeordert habe. Für mich eine der Riesling-Entdeckungen des Jahres! Auch die Trauben für den Haardt-Riesling stammen von “alten Reben”, die in diesem Fall in verschiedenen Lagen am Bockenheimer Berg am Haardtrand stehen. Der Riesling ist spontanvergoren, hat aber nicht die klassische “Sponti-Nase”. Stattdessen kalter Stein und eine sehr dezente Pfirsich-Note, im Mund dann wieder etwas Pfirsich, Zitrusfrüchte, ein bisschen Kräuter, doch vor allem eine weit über den letzten Schluck hinaus anhaltende, sehr angenehm salzige Note, dazu lebendige, aber schön eingebundene Säure. Ein toller, kantiger und doch sehr filigraner Pfälzer Riesling.
Ihrer eher puristischen Stilistik sind die Brand-Brüder auch bei ihrem Weißburgunder der Premium-Linie mit der Schwurhand treugeblieben. In der Nase ein bisschen Birne und etwas exotische Früchte, im Mund dann ein wenig Nuss, exotische Früchte und die vom Haardt-Riesling bekannte salzige Note, wenn auch weniger intensiv. Ein schön schlanker Weißburgunder, den ich ebenfalls fürs Fest kaltstellen werde.
Etwas opulenter ist der Schützenhaus-Riesling des Bissersheimer Weinguts Wageck-Pfaffmann. Der Riesling zeigt schon in der Nase ein Fülle von Aromen nach Aprikose, Pfirsich und etwas Kräutern, im Mund dann ganz viel Aprikose, ein bisschen Pfirsich, Kräuter, ein wenig Salz und Orangenmarmelade. Der Wein wurde im Stückfass ausgebaut, das Lesegut stammt von alten Reben, die in der Lage Bissersheimer Goldberg stehen. Mit dem Jahrgang 2013 ist der Schützenhaus-Riesling allerdings in die Wageck-Linie „aufgestiegen“ und kostet 19,90 Euro, ich habe noch 2012er im Keller, der damals 14,80 Euro gekostet hat.
Bei den Rotweinen habe ich mich für den 2011er Syrah von Stefan Meyer aus Rhodt sowie den Top-Spätburgunder des Dirmsteiner Jesuitenhofs, den Pinot aus dem “Kleinen Garten” entschieden (Jahrgang 2013). Beide Weine liegen schon etwas länger bei uns im Keller, beim Barrique-Forum habe ich beide kürzlich nochmals probiert, wobei Stefan Meyer schon den 2012er dabei hattet. Beim Syrah gefällt mir die Balance zwischen dunkler Frucht, Gewürzen und einer leicht erdigen Note, der “Kleine Garten” überzeugt ebenfalls mit schöner Frucht, aber auch sehr weichen Tanninen und einer gewissen Eleganz.
Die Weinfrage wäre also geklärt – was es dazu zu essen gibt, noch nicht ganz.
One comment:
Lieber Alexander, was auch immer die Auswahl wird – alles klingt sehr lecker! 🙂 Die Brand Brüder kenne ich noch nicht. Werde ich auch mal Ausschau halten! Danke :).
Bei uns gibt es die Frage nie, denn wir machen jedes Jahr das klassische schwedische Weihnachtsbuffet und dazu gibt es Aquavit und ein leichtes Bier. Den Wein trinken wir nach dem Essen 😀
Frohe Weihnachten an euch alle vom Pfälzer Weinblog!
Cheers, Heike