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Mehr als gutes Marketing
Wein: … for me just riesling, thanks
Weingut: Emil Bauer und Söhne, Nussdorf
Jahrgang: 2015
Alkoholgehalt: 12,5 % Vol.
Preis: 9,80 Euro (im Weinhandel)
Internet: www.bauerwein.de
Von Alexander Sperk
Um zu sehen, dass sich im Weinmarketing in den letzten zehn Jahren sehr viel getan hat, genügt mittlerweile schon ein Blick ins Regal eines Supermarkts mit gut sortierter Weinabteilung. Die Etiketten sind deutlich puristischer geworden, Lagen- und Prädikatsbezeichunung sind zum Teil ebenso verschwunden wie Familienwappen oder kitschig anmutende Zeichnungen von Landschaften, Rebstöcken oder gar dem Weingott Bacchus, der sich gerade ein Gläschen genehmigt. Die Bandbreite reicht von eher puristischen Etiketten mit Fanatsienamen wie Kaitui oder Blackprint (Markus Schneider) über originell-subtile Spielereien mit dem Namen des Winzers (Metzger, Pflüger, Karl May) bis hin zu plakativ-provokanten Auftritten auf der Flasche. In die letztgenannte Kategorie fallen ein paar (nicht alle) Weine des Nußdorfer Weinguts Emil Bauer und Söhne, das vom Geisenheim Absolventen Alexander und seinem Bruder Martin geleitet wird, der Weinmarketing studiert hat. Ein Beispiel ist der Sauvignon Blanc des Weinguts, dessen Etikett Rassisten, Terroristen oder A…löchern auffordert, ihn nicht zu trinken. Da sich die wenigsten Menschen selbst in eine dieser Kategorien stecken würden, hat das der Beliebtheit des Weins wohl kaum einen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil.
Obwohl mir klar ist, dass auch das beste Marketing am langen Ende vergeblich ist, wenn die Qualität des Produkts nicht stimmt, hatte ich das Weingut Bauer trotz oder vielleicht auch wegen des provokanten Marketings nicht auf dem Radar. Das änderte sich, als ich mit meinem Chef und einem Kollegen einen exzellenten Weißburgunder aus dem Hause Bauer trinken durfte. Der hat Lust auf mehr gemacht, und mehr heißt bei uns oft Riesling. Auf dem Etikett des Nußdorfer Ortsriesling heißt es: „No sex, drugs & rock’n’roll, just riesling for me, thanks“.
Im Glas präsentiert sich der Wein in sattem Strohgelb, die Nase ist ähnlich extrovertiert wie das Etikett: viel exotische Frucht (Litschi) und eine Note, die mich an frisches Heu erinnert hat. Im Mund dann wieder Exotik, aber auch die vertrauten Riesling-Noten von reifem Apfel und Pfirsich sowie lebendige, dennoch nicht dominante Säure. Gut gemacht, wuchtig, aber frisch, so mein Eindruck – allerdings nichts für Riesling-Puristen, die auf Mineralität und eher dezente Frucht setzen. Aber das war bei diesem Etikett auch nicht zu erwarten.