Ein Zelt ist nicht genug
Von Alexander Sperk
Der Pfälzerwald mit seinen Hütten, der Rhein, die Mandelblüte, die Reben, das milde Klima – es gibt viele Gründe, die Pfalz zu mögen. Ein weiterer, zumindest für Weintrinker, ist die Vielzahl an guten Winzern, die Weine mit einem herausragenden Preis-Genuss-Verhältnis anbieten, auch abseits der großen Namen und der üblichen Verdächtigen. Allerdings muss selbst einem eingefleischten Pfälzer manchmal auch der Zufall helfen, um einen weniger bekannten Weinmacher zu finden, der mit seinen Weinen den eigenen Geschmack trifft. So ging es mir mit dem Laumermersheimer Winzer Steffen Zelt.
Die Geschichte dazu ist eigentlich ganz nett: Ursprünglich hatte ich einem Kollegen erzählt, dass ich nach Laumersheim zum Weingut Zelt fahre. Habe ich auch gemacht, zum Weingut Ernst und Mario Zelt, das durch diverse Auszeichnungen vor allem für seine Rotweine nicht mehr so ganz unbekannt ist. Mein Kollege nahm das wohl als Anregung, fuhr auch nach Laumersheim, auch zum Weingut Zelt – allerdings zum Weingut Steffen Zelt. Beide Winzerfamilien sind übrigens tatsächlich weitläufig verwandt. Als wir uns ein paar Wochen später über die Weine austauschten, die in den Kofferraum gewandert waren, merkte ich schnell, dass wir nicht beim selben Weingut Zelt gewesen sein konnten – spätestens als mein Kollege von einem St. Laurent aus dem Barrique zu schwärmen begann, den Mario Zelt gar nicht auf der Karte hat.
Das wiederum weckte meine Neugierde und so habe ich im November das Weingut Steffen Zelt besucht und war nicht nur von dem neu gestalteten Probierraum, sondern vor allem von den Weinen sehr angetan. Bis vor Kurzem haben wir die Weine verkostet, und dass ich erst jetzt einen Text über den Besuch schreibe, liegt vor allem daran, dass ich mich lange nicht für einen bestimmten Wein des bodenständig-sympathischen Laumersheimer Winzers entscheiden konnte, den ich ausführlicher besprechen wollte. Also stelle ich meine vier Favoriten jeweils kurz vor. Drei von ihnen stammen aus recht bekannten Laumersheimer Lagen Steinbuckel und Kirschgarten, in denen auch die großen Laumersheimer Namen Knipser und Kuhn Parzellen haben. Keine schlechten Voraussetzungen also für gute Weine.
Wenn ich zu einem Winzer fahre, probiere ich oft zum Einstieg den Liter-Riesling. Das liegt an einem gewissen Bedarf an Schorlewein, aber auch daran, dass es einfach Spaß macht in größerer Runde einen einfachen, unkomplizierten und trinkfreudigen Tropfen aus der grünen Literflasche im Glas zu haben, ohne dabei arm zu werden. Der 2014er Literriesling von Steffen Zelt aus der Lage Kirchheimer Schwarzerde ist eigentlich zu schade fürs Schoppenglas, er zeigt klassische Rieslingnoten von Pfirsich und Zitrus, mit knapp acht Gramm Restzucker ist er nicht mehr ganz trocken, aber ungemein trinkfreudig (4,10 Euro ab Hof, 12,5 % Vol.).
Bei den übrigen Rieslingen hat mir der Riesling “Alte Reben” am besten gefallen. Diese stehen in der Lage Laumersheimer Steinbuckel. Diese Lage ist geprägt von Löss-Lehm-Boden, der auf einer Kalkschicht aufliegt. Die alten Reben zeigen im Jahrgang 2013 einerseits schöne Pfirsich-Aromen, andererseits aber auch Mineralität, die mich ein wenig an kalten Stein erinnert (6,80 Euro ab Hof, 12,5 % Vol./im Verkauf gibt es jetzt den 2014er).
Sehr gut fand ich auch die Rotweine von Steffen Zelt. Meine Favoriten waren hier der Spätburgunder aus dem Laumersheimer Kirschgarten (im Holzfass gereift, Jahrgang 2012, 5,80 Euro/im Verkauf ist jetzt der 2013er), der mit Noten von Brombeeren und Kirschen einen ungemein runden und für einen Spätburgunder dieser Preisklasse nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat sowie der von meinem eingangs erwähnten Kollegen sehr geschätzte St. Laurent aus dem Barrique aus der Lage Laumersheimer Steinbuckel (13,5 % Vol., 10,50 Euro ab Hof). Dieser kommt ebenfalls sehr gefällig daher und zeigt Noten, die mich an Brombeeren und gebrannte Mandeln erinnert haben.
Wer sich für die Weine von Steffen Zelt interessiert, für den könnte sich ein Besuch bei der Jahrgangspräsentation lohnen: am Samstag, den 28. Mai, gibt es von 11 bis 18 Uhr die Möglichkeit, Weine zu verkosten, abends gibt es Live-Musik. Am Sonntag, den 29. Mai, kann wieder ab 11 Uhr verkostet werden, ab 13 Uhr spielt „Mr. Jones“. An beiden Tagen wird auch Kulinarisches angeboten.
Weitere Informationen zum Weingut unter www.weingut-zelt.de