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Terroir ist Trumpf
Wein: Riesling „Basalt“
Weingut: Georg Mosbacher, Forst
Jahrgang: 2011
Alkoholgehalt: 12,5 % Vol.
Preis: 16 Euro (im Weinhandel)
Internet: www.georg-mosbacher.de
Von Alexander Sperk
Für meinen kürzlich in der RHEINPFALZ erschienenen Artikel über das Thema Traubenreife habe ich mich ziemlich ausführlich mit dem Thema Mostgewicht und Oechsle beschäftigt und dabei gemeinsam mit einem Experten des Weincampus in Neustadt, Professor Jochen Bogs, auch das Thema Klassifizierung nach dem deutschen Weinrecht gestreift. Quintessenz des Artikels: In den Medien wird das Thema Mostgewicht oft zu stark gewichtet, wenn es um die Qualität eines Jahrgangs geht. Für die klassische Einteilung der Prädikatsweine in Kabinett, Spätlese etc. ist ebenfalls das Mostgewicht eine zentrale Größe, wobei immer mehr Winzer diese Bezeichnungen nicht mehr aufs Etikett schreiben, sondern das Terroir stärker in den Vordergrund rücken, wie Jochen Blogs erläuterte.
Eines von vielen Beispielen ist das Weingut Meßmer in Burrweiler, das bei seinen Rieslingen den Boden (Buntsandstein, Schiefer, Granit, Muschelkalk) stark betont, ein anderes ist das Weingut Mosbacher in Forst. Der Artikel über die Traubenreife hat mich irgendwie dazu verleitet, eine Flasche zu öffnen, die schon eine Weile bei uns im Keller liegt: den 2011er Riesling „Basalt“ vom Weingut Mosbacher. Auch bei diesem Wein steht das Terroir im Vordergrund, und ist, um es vorweg zu nehmen, unglaublich klar herausgearbeitet.
Die Trauben stammen aus den Forster Vorzeige-Lagen Ungeheuer und Pechstein, wobei vor allem der Pechstein durch einen für die Pfalz einzigartigen Boden vulkanischen Ursprungs geprägt ist und dem Wein seinen Stempel aufgedrückt hat. Vor etwa 50 Millionen Jahren (ältere Berechnungen gehen von 30 Millionen Jahren aus) trat aus dem Pechsteinkopf, einem Vulkan oberhalb der heutigen Weinlage, flüssiges Gestein aus dem Erdinneren an die Oberfläche, erstarrte dort zu Basaltsäulen, die später in Brocken auseinander brachen und den Boden der Weinlage – gemeinsam mit Buntsandstein – noch heute prägen. Für mich zählt die Lage zwischen Forst und Wachenheim daher zu den spannendsten der Pfalz. Auf dem Pechsteinkopf wurde bis in die 1980er-Jahre Basalt abgebaut, wovon ein Steinbruch oberhalb der Vorzeige-Lage im Wald am Haardtrand noch heute zeugt. Das Basalt-Gestein speichert einerseits Wärme, andererseits müssen Reben tief wurzeln, um an Wasser zu gelangen, was eher mineralisch geprägte Weine zur Folge hat.
Beim Öffnen konnte ich den Pechstein förmlich riechen: Möglicherweise ist da auch ein Stück Einbildung oder vielleicht etwas netter formuliert Fantasie dabei, aber die Nase erinnerte mich gerade am ersten Tag stark an gerade aufeinander geschlagene Feuersteine. Der Wein ist zwar schon fünf Jahre alt, dank der Säure wirkt er jedoch frisch und lebendig, auch wenn bereits ein ganz dezenter Reifeton erkennbar ist. Die Fruchtaromen habe ich am stärksten mit gelben Steinfrüchten und etwas Exotik (Ananas) in Verbindung gebracht. Unter dem Strich absolut beeindruckend, wie hier die Besonderheiten der zwei Forster Vorzeige-Lagen herausgearbeitet wurden.
Durch die Beschäftigung mit dem Wein und vor allem mit dem Pechstein habe ich am Mittwoch spontan eine kleine Wanderung hoch zum Pechsteinkopf und dem stillgelegten Steinbruch unternommen. Ich muss zugeben, dass der Mundschenk, der körperlich deutlich trainierter ist als ich es bin, dafür wahrscheinlich besser geeignet gewesen wäre, denn gerade die letzten vielleicht 1,5 Kilometer hoch zum Steinbruch haben mich wegen der Steigung gefordert, aber es hat sich gelohnt. Darauf, dass das Betreten des Geländes rund um den Steinbruch auf eigene Gefahr erfolgt, weisen frühzeitig ein Warnschild und eine Schranke hin. Wichtig: Der Steinbruch selbst ist wegen Absturz- und Steinschlaggefahr sowie aus Naturschutzgründen (Uhus und Wanderfalken nisten dort) tabu. Dennoch kann man auch vom Zaun aus einen Blick auf die Abbruchkante und den kleinen Teich am Fuß erhaschen, der genügt, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie der Boden in der Gegend aussieht und dass der Pechstein seinen Namen zurecht trägt.
One comment:
Pechstein! Immer ein Beitrag wert… Schön geschrieben. Auch die Wanderung hoch zum ‚See‘ lohnt sich, wir sind gerne dort! 🙂 Am liebsten mit einer Flasche Pechstein im Rucksack… Cheers! Heike