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Viel besser als eine Schachtel Pralinen
Von Alexander Sperk
Ich bin eigentlich kein Freund der Weinpakete, die der Weinfachhandel so zahlreich anbietet. Oft hat das was von dem alten, aber guten Forrest-Gump-Zitat: Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt. Entsprechend selten bestelle ich sie. Also die Weinpakete. Doch vor Kurzem habe ich mal wieder eine Ausnahme gemacht: für das Paket „Weine der Südpfalz-Sieger“ unserer Freunde von Vielpfalz. Und das nicht, weil ich meine Ex-Kollegen unterstützen will oder weil ich das Paket „fer umme“ bekommen (jeder Tropfen ist bezahlt!) oder gar Geld dafür gekriegt hätte, dass ich auf dem Pfälzer Weinblog darüber schreibe. Sondern einfach, weil das Konzept des Pakets mich überzeugt und neugierig auf jeden einzelnen Wein gemacht hat.
Der Jungwinzer-Wettbewerb „Die junge Südpfalz“ gehört für mich nämlich zu den spannendsten Vergleichen in der Pfalz in Sachen Wein. Die Südliche Weinstraße besitzt eine Vielzahl von Winzertalenten, entsprechend hoch ist da immer die Qualitätsdichte. Zur Präsentation der Siegerweine waren der Mundschenk und ich zwar in den vergangenen Jahren stets eingeladen, allerdings findet diese immer unter der Woche mittags statt, wenn wir unseren Jobs nachgehen. So kam es mir sehr gelegen, dass Michael Dostal und sein „Vielpfalz“-Team dieses Paket aufgelegt haben. Vertreten sind Weine der ersten drei Winzer der Gesamtwertung des Wettbewerbs mit jeweils zwei Weinen: Jürgen Graf (Graf von Weyher), Michael Kast (Ilbesheim) sowie Philipp Müller und Jochen Laqué (Gut von Beiden, Kleinfischlingen).
Meine Favoriten haben sich auch schnell rauskristallisiert: die beiden Rieslinge von Jürgen Graf, der beim Wettbewerb das Kunststück fertiggebracht hat, in der „Königsdisziplin“ Riesling mit seinen beiden Weinen „Granit“ und „Kalkmergel“ (beide jeweils Jahrgang 2015) die ersten beiden Plätze abzuräumen. Beide Weine sind nicht staubtrocken, der „Granit“ bewegt sich mit 8,8 Gramm Restzucker an der Grenze zu halbtrocken. Nicht deswegen gefällt mir der „Kalkmergel“ noch einen Tick besser: in der Nase weist der Wein für einen Riesling eher ungewöhnliche Noten auf, die mich an eine Blumenwiese im Frühling und exotische Früchte erinnert haben. Im Mund dann die typischen Rieslingaromen (Zitrus, Pfirsich, Apfel), aber auch Kiwi und Litschi. Für einen Wein dieser Preisklasse eine schöne Länge.
Der „Granit“ ist etwas klassischer geraten, doch auch hier hat Jürgen Graf ein paar exotische Aromen (Melone, Akazienblüte) hineingeschmuggelt. Insgesamt lassen beide Weine eine sehr spannende Handschrift erkennen, die mich auf das Weingut neugierig gemacht haben.
Ebenfalls zu meinen Favoriten des Pakets gehört der Grauburgunder des Guts von Beiden. Der Wein präsentiert sich mit einer schönen kräftigen Farbe im Glas, die Nase erinnert an reife Birne und etwas Kräuter. Im Mund kommt dann eine nussige Note hinzu. Ich tue mir meistens eher schwer mit Grauburgundern aus der Pfalz, aber dieser ist sehr empfehlenswert.
Schön schmelzig und mit dezentem Holzeinfluss kommt der Weißburgunder von Michael Kast (Weingut Kaiserberghof, Ilbesheim) daher. In der Nase eine leicht nussige Note, im Mund dann Birne, reifer Apfel, etwas Zitrus und ein wenig Vanille.
Weiter im Paket vertreten sind der eher mineralisch-schlank geratene Riesling „Loge“ des Weinguts Kaiserberghof (Ilbesheim) sowie der Chardonnay des „Guts von Beiden“, bei dem vor allem exotische Früchte (Papaya, Maracuja) dominieren.
Das Weinpaket von Vielpfalz ist mittlerweile vergriffen, wer sich über die einzelnen Weingüter informieren möchte, wird aber hier fündig: Graf von Weyher, Weingut Kaiserberghof und Gut von Beiden.