Weihnachtswein aus dem Keller

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Von Alexander Sperk
Anders als sonst haben wir uns in diesem Jahr fürs Weihnachtsessen an Heiligabend ausschließlich aus dem eigenen Keller bedient. Nicht, dass wir früher irgendwo Wein geschnorrt hätten, aber in den vergangenen Jahren habe ich spätestens Anfang Dezember angefangen, mehr oder weniger gezielt für die Festtage Wein einzukaufen. Mittlerweile ist unser Weinkeller aber nicht nur in der Masse, sondern auch in der Klasse so weit, dass man auch mal ein paar Festtage damit überbrücken und flexibel beim Essen sein kann. Das war dieses Jahr auch nötig, da wir viel hin und her überlegt und uns am Ende spontan für eine rustikale Variante (Kassler im Blätterteig, Kartoffelsalat, Feldsalat) entschieden haben.

Zum Essen haben wir Riesling sowie einen Weißburgunder ausgeschenkt: Riesling Nummer eins war der 2014er des Forster Margarethenhofs aus dem Forster Jesuitengarten (11 Euro ab Hof), der mit viel Kraft, aber auch viel Frische daher kommt und sicher in den kommenden Jahren noch zulegen wird. Trotzdem bereits jetzt ein hervorragender Wein mit Noten, die an Kräuter, exotische Früchte, Zitrus und Apfel erinnern.

Etwas gereifter war unser zweiter Riesling des Abends, der Halbstück-Riesling des Dirmsteiner Jesuitenhofs aus dem Jahrgang 2012. Der Wein stammt aus der Lage Dirmsteiner Mandelpfad und zeigt schön, dass viele Rieslinge sich mit der Zeit zum Positiven verändern. Im Glas zeigte der Wein eine kräftige Farbe, in der Nase dominierten Noten von kaltem Stein und Kräutern, im Mund kam dann noch ganz viel reifer Apfel und gelbes Steinobst hinzu. Hier hatten wir einen schönen Moment getroffen, um einen der Rieslinge des jungen Winzers Moritz Schneider zu probieren. Wer keinen Riesling trinken wollte, für den hatten wir unsere Weißburgunder-Entdeckung des Weinguts Richard Rinck aus dem südpfälzischen Heuchelheim-Klingen. Der Wein aus der Lage Mörzheimer Pfaffenberg hat sein super Preis-Genuss-Verhältnis (7,50 Euro ab Hof) und gefällt durch seinen Schmelz und dadurch, dass hier das Holz den Charakter des Weins unterstützt, ohne den Wein zu dominieren. Seine Aromen haben mich an Haselnuss, Birne und reifen Pfirsich erinnert.

Zum Dessert haben wir eine 2014er Rieslaner Auslese des Hochstadter Weinguts Stern angeboten. Ein schöner Beleg dafür, wie ein guter Dessertwein ein Essen abschließen kann. In der Nase exotische Frucht, Rosinen und etwas frische Blumenwiese, im Mund kommt dann viel Honigmelone hinzu.

Für die Rotweintrinker in der Runde haben wir den Pinot Noir vom Gönnheimer Weingut Eymann aufgemacht. Weihnachten hat ja auch immer etwas mit Tradition zu tun, und wir kaufen schon seit vielen Jahren bei den Eymanns Wein. Seit Junior Vincent eingestiegen ist, hat sich der Charakter der Weine schon ein wenig verändert. Dennoch – oder deswegen – bin ich nach wie vor Fan der Weine. Wie eben des 2013er Pinots aus der Lage Gönnheimer Sonnenberg, der der Top-Spätburgunder der Eymanns (21 Euro ab Hof). 18 Monate im Barrique, unfiltriert, noch ein bisschen rau und ungestüm, aber unheimlich interessant. In der Nase Himbeeren und etwas Gewürze, im Mund kommen dann Kirsche, Tabak und etwas Kaffee dazu.

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