Wein: Spätburgunder Kirchenstück
Weingut: Bernhard Koch, Hainfeld
Jahrgang: 2013
Alkoholgehalt: 13,5 % Vol.
Preis: 18 Euro (ab Hof)
Von Alexander Sperk
Wir haben uns in den vergangenen Jahren angewöhnt, das am Silvesterabend ausklingende Jahr mit einem besonderen Tropfen zu verabschieden. Aber hatte 2016 wirklich einen feierlichen Abschied verdient? Oder wäre für dieses Jahr nicht ein Abschied durch die Hintertür angemessener verbunden mit dem Gedanken: „Gut, dass es rum ist?“
Wie übel die letzten 12 Monate wirklich waren, wurde mir endgültig klar, als ich die Bilderseiten für den RHEINPFALZ-Jahresrückblick gestaltet habe. Es waren weniger die vielen verstorbenen Prominenten, zu denen mit David Bowie oder Bud Spencer auch Idole von mir gezählt haben, weshalb sich das Jahr so schlecht angefühlt hat – es waren vor allem die Bilder vom Bürgerkrieg in Syrien, die Terroranschläge in Deutschland und der Welt, der Siegeszug von Nationalismus und Populismus und die Entwertung von Fakten in der politischen und gesellschaftlichen Debatte – zum Beispiel die Lügen, mit denen sich die Brexit-Befürworter oder auch der neue US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf durchsetzten. 2016 wird noch lange nachwirken, fürchte ich. Natürlich war das Jahr jetzt nicht für jeden schlecht und für uns ganz okay. Trotzdem haben wir uns entschieden, den Abschiedstropfen für 2016 in einen Willkommensumtrunk für 2017 umzuwidmen.
Als Wein für unsere Silvesternacht habe ich – mal wieder – einen Spätburgunder ausgesucht. Dieses Jahr vom Hainfelder Weingut Bernhard Koch, für das 2016 wahrlich kein schlechtes Jahr war: Mit seinem Spätburgunder Réserve aus dem Jahrgang 2013 hat der Winzer aus der Südpfalz den ersten Platz beim Rotweinpreis der Fachzeitschrift Vinum in der Königsklasse Spätburgunder mal wieder in die Pfalz geholt. Der Réserve stammt aus der Lage Hainfelder Letten, die von eher schweren Boden geprägt ist. Zweifellos ein toller Wein, der zurecht ausgezeichnet wurde. Bei der Präsentation des Barrique Forums Pfalz im Mannheimer Opus war der grundsympathische Bernhard Koch gleich mit drei Weinen vertreten: außer den Réserve hatte er noch den Grand Reserve dabei – und den Pinot aus der Lage Hainfelder Kirchenstück. Dieser Wein hatte es mir irgendwie angetan, vor allem wegen ihm bin ich ein paar Tage nach der Präsentation nach Hainfeld gefahren. Der Reserve des Jahrgangs 2013 war leider bereits ausverkauft, daher habe ich ein paar Flaschen des 2012ers mitgenommen. Dazu noch jeweils einen Karton des Spätburgunders „S“ – nebenbei bemerkt ein Wein mit einem sensationellem Preis-Genuss-Verhältnis – und eben einen Karton des 2013ers Kirchenstück. 2013 war in der Pfalz ein sehr gutes Rotweinjahr. Für 18 Euro (ab Hof) bekommt man einen unheimlich dichten, unfiltrierten und vielleicht auch noch ein wenig ungestümen Pinot, der auch höheren Ansprüchen genügt und in den kommenden Jahren noch weiter zulegen dürfte. Die Tannine geben dem Wein Struktur, ohne zu dominieren. Stattdessen schon in der wunderbaren Nase dunkle Beeren und Pflaumen, dazu ein wenig Schokolade. Im Mund dann schwarze Johannisbeere, Brombeere, dunkle Kirsche und nach einiger Zeit eine leicht rauchige Note.
Weine wie dieser sind der Grund, warum ich den Spätburgunder so mag. Ein guter Pinot Noir vermag es für mich, einen noch so tristen oder nervigen Tag im Nachhinein deutlich weicher und versöhnlicher erscheinen zu lassen, als er es tatsächlich war. Für das zurückliegende Jahr eine Eigenschaft von großem Wert.