Größe an der Basis

Von Alexander Sperk

Die Einstiegsweine großer Weingüter haben oft ein Problem: Bei Proben stehen sie – logischerweise – am Anfang. Und werden dann übertrumpft von wesentlich extraktreicheren, kräftigeren Ersten Lagen oder gar Großen Gewächsen. Auch logischerweise. So landen dann – zumindest bei mir – oft vor allem Erste Lagen oder gar Große Gewächse im Kofferraum, weil sie den nachhaltigeren Eindruck hinterlassen haben. Auch ganz logisch. Für meinen Besuch bei von Winning hatte ich mir aber nach einem Gespräch mit Kollegen vorgenommen, mir vor allem zwei trockene Basis-Rieslinge des Deidesheimer VDP-Betriebs genauer anzuschauen: den “Drache”-Riesling und den “WinWin”. Die Umsetzung dieses Vorhabens wurde erheblich vereinfacht durch die Tatsache, dass die meisten Rieslinge der Deidsheimer aus der Kategorie Erste Lage und Großes Gewächs ausgetrunken und die neuen Jahrgänge noch nicht gefüllt waren. Also genügend Luft für die Basis.

Positiv überrascht hat mich der Drache-Riesling. Die Trauben stammen zum Großteil aus Forster Lagen und wurden zumindest teilweise zugekauft, worüber das Weingut die Kunden auch offen informiert. Der Drache ist als Anspielung auf das Forster Ungeheuer zu verstehen, könnte aber auch als Anspielung auf den wilden und etwas ungestümen Charakter des Weins gedeutet werden. Schon die Nase hat mir mit Noten, die an Pfirsich, Kräuter und Meersalz erinnern, sehr gut gefallen. Im Mund kommen dann noch exotische Frucht (Maracuja) und etwas rote Grapefruit hinzu. Für einen Basiswein ist schon ordentlich Kraft und Länge dabei.

Deutlich geschliffener kommt dagegen der “WinWin” daher, was sicher auch mit dem Ausbau im großen Holzfass zu tun hat. Der “Drache” wurde dagegen im Edelstahl ausgebaut. Das Lesegut des spontanvergorenen Rieslings, der den Einstieg in die vom Holzfass geprägten Riesling-Welt des Weinguts bildet, stammt aus Deidesheimer und Ruppertsberger Lagen. Allerdings ist der Wein noch sehr jung (Jahrgang: 2016). In der Nase dominieren fruchtige Aromen, die an Pfirsich und exotisches Obst erinnern, im Mund ist der Wein ebenfalls fruchtig mit einer mineralischen Note und einer schönen Länge. Hier bin ich gespannt, wie er sich in ein paar Monaten zeigt.

Der Sauvignon Blanc II ist wie der „WinWin“ ein Gutswein – er steht an der Basis der drei Sauvignon Blancs aus dem Hause von Winning. Irgendwie wird er von Jahrgang zu Jahrgang besser, auch wenn das nicht ganz einfach ist, denn die Sauvignon Blancs aus dem Hause von Winning sind einfach klasse – jeder auf seine Art. Was mir am 2016er Sauvignon Blanc II gut gefällt, ist dass er einerseits superfrisch ist mit Aromen von Stachelbeeren und frischem Gras, andererseits auch noch schöne gelbe Frucht hat. Besser kann ein Einstieg kaum sein.

Am Ende habe ich natürlich trotzdem noch ein Großes Gewächs im Kofferraum gelandet. Auch logischerweise. Doch darüber schreibe ich ein anderes Mal. Hier soll es ja dieses Mal schließlich um die Basis gehen …

Weine: Riesling “Drache” 2015 / Riesling “WinWin” 2016 / Sauvignon Blanc II 2015; Weingut: Von Winning, Deidesheim; Alkoholgehalt: 12,5 % Vol. / 12 % Vol. / 12,5 % Vol.; Preis: 8,50 Euro / 10,50 Euro / 11 Euro (jeweils ab Hof); Internet: www.von-winning.de

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