Von Alexander Sperk
Anlassweine sind bei vielen Weinfreunden eher umstritten. Kaminwein? Gähn. Terrassenwein? Gähn. Reparaturwein? Na ja, gerade so. Auch bei uns auf dem Pfälzer Weinblog spielen solche Schubladen eigentlich keine große Rolle. Ausnahme: ein Wein zur Mandelblüte. Wir machen uns jedes Jahr ernsthaft Gedanken, was wir aufmachen, wenn sich die Alleen an der Weinstraße im Frühjahr rosa färben.
Jahr für Jahr einfach ein toller Anblick und Grund genug für uns, den Kreislauf von Riesling und Spätburgunder zu unterbrechen, um mal etwas mit fruchtigem Bukett oder Duft nach Rosen oder Blumenwiese einzustreuen. Sauvignon Blanc, Muskateller oder Scheurebe – selbstverständlich trocken – sind da so die üblichen Verdächtigen. Dieses Mal – und damit ein Jahr zu spät, denn das große 100. Scheu-Jubiläum war 2016 – haben wir uns für die Scheurebe als unseren persönlichen Mandelblütenwein 2017 entschieden. Für eine gute, trocken ausgebaute Scheurebe gibt es in der Pfalz ebenfalls übliche Verdächtige: das Bad Dürkheimer Weingut Fuhrmann-Eymael zum Beispiel oder natürlich das Neustadter Weingut Weegmüller.
Zur Mandelblüte im Glas hatten wir dieses Mal aber eine Scheurebe des Nussdorfer Weinguts Emil Bauer & Söhne, das durch seine markanten Slogans bekannt geworden ist. Doch pfiffiges Marketing bringt nichts, wenn die Qualität nicht stimmt. Dass diese bei den Bauers stimmt, davon konnten wir uns beispielsweise beim „Just Riesling“ überzeugen oder kürzlich bei Wein am Dom, wo wir einen Müller-Thurgau (Make Müller great again!) und die kräftige rote Cuvée „Meisterstück“ der Bauers probiert haben. Die Scheurebe (Scheu, aber geil) verströmt einen ziemlich intensiven Duft nach Pfirsich und exotischen Früchten, im Mund dann wieder Pfirsich, Aprikose, Limette, Ananas und etwas Stachelbeere. Hintenraus gibt sich die Scheuerbe aber eher puristisch mineralisch. Liegt mir eher als so mancher Sauvignon Blanc. Nicht nur zur Mandelblüte oder zum Jubiläum.