Von Alexander Sperk
Bei der Beurteilung von Weinen spielen viele Dinge eine Rolle, darunter auch Faktoren, die nicht unbedingt mit dem Wein selbst zu tun haben. Britische Psychologen haben beispielsweise herausgefunden, dass die Musik, die während des Weingenusses läuft, die Bewertung des Weins beeinflusst. Das gilt auch für die persönliche Stimmung, in der sich der Weintrinker gerade befindet.
So gesehen war es keine Überraschung, dass ich meine erste Flasche vom 2013er Spätburgunder Kalkriff des Leistadter Weinguts Hanewald-Schwerdt sehr genossen habe. Sie war zufällig beim 4:2-Erfolg meines Lieblingsvereins Mönchengladbach in der Europa League in Florenz offen. Die Stimmung war entsprechend gut. Dass das schon eine Weile her und Gladbach mittlerweile draußen ist … na ja, Schwamm drüber. Mittlerweile haben wir aber zwei weitere Flaschen getrunken, in mehr oder minder neutraler Laune. Das Ergebnis ist aber gleich geblieben: ein klasse Pinot, bei dem die Balance zwischen feiner dunkler Frucht, Mineralität und lebendiger Säure stimmt. Kühl, aber nicht zu kühl für mich, dazu eine gewisse Leichtigkeit.
Der Pinot gehört zur Kalkriff-Reihe des Weinguts, deren Weine aus den von Kalkstein geprägten Höhenlagen rund um Leistadt stammen. Außer Spätburgunder umfasst die Linie bislang – natürlich – Riesling und Sauvignon Blanc.
„Alle trockenen Rotweine, das gilt auch für die Gutsweine, werden bei uns für eine gewisse Zeit in Holzfässern, vorwiegend 225-Liter-Eichenholzfässern, gelagert und reifen dort“, informiert Stefan Schwerdt. Die Ortsweine – dazu zählt der Kalkriff-Pinot – liegen knappe zwei Jahre in 225-Liter-Eichenholzfässern, anteilig sind neue Barrique Fässer mit dabei. Alle roten Ortsweine sind komplett durchgegoren.
Hinter dem Pinot steckt eine Menge Handwerk: Handlese, danach Gärung in offenen Botichen, dreimal täglich wird der Maischehut händisch gestoßen. Nach dem Pressen kommt der Wein in die Fässer und durchläuft dort den Biologischen Säureabbau. Unfiltirerte Abfüllung. In der Flasche besitzt der Wein aus meiner Sicht sehr gutes Reifepotenzial und sollte noch so einige Europa League-Spielzeiten überstehen. Oder auch nicht …