Von Alexander Sperk
Spätestens Ende Mai stellt sich immer die Frage: Welcher Wein zur Steuererklärung? Ok, streng genommen könnte sich diese Frage auch schon im März oder im April stellen, aber da gibt es im Normalfall wichtigeres oder auch interessanteres zu tun. Also heißt es dann auf den letzten Drücker: Belege suchen, rechnen, Bögen ausfüllen und den passenden Wein dazu auswählen.
Bei der Auswahl hatte ich es dieses Mal nicht ganz so schwer, da ich für die Weinwanderer-Serie in der RHEINPFALZ zuletzt einiges probiert habe in den vergangenen Wochen und der Weinkeller gut gefüllt ist. Aber ein Wein für die Steuererklärung? Auch da habe ich in den vergangenen Jahren so ein paar Erkenntnisse gesammelt wie etwa, dass ein schwerer Rotwein eher weniger für diesen Zweck geeignet ist, weil er zu zuviel Gemütlichkeit einlädt. Und irgendwann endet halt die Frist zur Abgabe.
Entschieden habe ich mich dieses Mal für den Weißburgunder „Zellertal“ des Weinguts Schwedhelm. Verkostet und für gut befunden hatte ich ihn erstmals in Vorbereitung auf die zweite Wanderung der RHEINPFALZ-Serie, die uns zum Kloster Wörschweiler führte. Aber zu den Wanderungen demnächst mehr in der Zeitung. Wobei: Einer der Höhepunkte der Wanderung in der Saarpfalz war für mich die Wegbeschreibung mit dem Satz „folgen Sie den Traktorspuren“. Haben wir gemacht. Aber war wohl der falsche Traktor …
Jetzt aber zum Wein. Ein Anliegen der Schwedhelm-Brüder ist es, dass sich das Terroir des Zellertals in ihren Weinen widerspiegelt: die Böden sind von Kalk geprägt, und am nördlichen Zipfel der Pfalz, hart an der Grenze zu Rheinhessen, ist es schon etwas kühler als an der Weinstraße.
Im Zellertal ist es etwas kühler als an der Weinstraße
Entsprechend mineralisch, fast puristisch, aber unheimlich klar und präzise kommen die Rieslinge des Weinguts daher. Auch der Weißburgunder „Zellertal“ geht klar in diese Richtung. Die Reben stehen am Zeller Berg mit südlicher Ausrichtung, die Böden sind von Kalk und Ton geprägt. In der Nase ist der Wein etwas verhalten, ein wenig Birne, Zitrus und Salz. Im Mund dann Salz, etwas Melone, Grapefruit, vielleicht etwas Birne. Für einen Weißburgunder überraschend frisch und mit spürbarer, aber angenehmer Säure. Dazu die feinen Fruchtnoten. Für mich als klassischen Riesling-Trinker eine echte Entdeckung, wobei wir den 2015er im Glas hatten, der mittlerweile ausgetrunken ist. Aber auch den 2016er werde ich auf jeden Fall probieren – sicherlich bevor der Kalender Mai 2017 zeigt und die nächste Steuererklärung droht …