Von Alexander Sperk
Dass ich die Weine des Weinguts Graf von Weyher schätze, ist spätestens seit der Wanderung mit Kollege Rolf Schlicher zum Ludwigsturm oberhalb von Rhodt für die RHEINPFALZ-Weinwanderer-Serie kein Geheimnis mehr: Für die Wanderung hatte ich den Kalkmergel-Riesling des Weinguts ausgewählt. Gespannt war ich, wie vor allem unsere Mitwandererin Inge Löchel den Wein fand, denn die Wirtin der Neustadter Traditionsweinstube „Zur Herberge“ ist nicht nur Chemikerin, sondern auch Sommeliere. Als wir auf dem Weg zum Turm, von dem man sowohl das Hambacher Schloss als auch den Trifels sehen kann, ein bisschen ins Erzählen kamen, ließ sie durchblicken, dass ihr bei 2016er Rieslingen oft die Säure fehlt. Na ja, und im Rucksack hatten wir einen 2016er Riesling …
Doch auch Inge hat der Riesling schließlich ebenso überzeugt wie mich, genauso wie übrigens auch die Jury der „Jungen Südpfalz“: Beim Nachwuchswettbewerb 2017 holte sich Jürgen Graf mit dem 2016er Kalkmergel den ersten Platz bei den Rieslingen. „Eine Philosophie, welche wir im Weingut verfolgen, ist ganz schlicht die Balance zu finden“, beschreibt Jürgen Graf. So weisen auch die trockenen Weißweine des Weinguts eine gewisse Restsüße auf, eben um die Balance zwischen Süße und Säure zu erreichen.
Balance und Terroir
Balance ist das eine Stichwort, Terroir das andere. Auf engstem Raum finden sich rund um Weyher sechs verschiedene Bodenarten: Schiefer, Granit, Kalkmergel, Buntsandstein, Löss/Lehm und Rotliegendes – prädestiniert für den Anbau von Riesling. Die vier Terroir-Rieslinge des Weinguts Graf (Kalkmergel, Schiefer, Granit, Buntsandstein) sind denn auch die Top-Rieslinge der Kollektion. Der Kalkmergel gefällt mit einer sehr harmonischen Nase, im Mund dann viel reife Aprikose, Pfirsich, etwas Zitrusfrüchte, Kräuter und nasser Stein. Hier steht die Frucht im Vordergrund, Säure und Mineralität sind zwar präsent, treten dagegen etwas zurück.
Anders der Schiefer-Riesling: die Nase fällt deutlich dezenter aus, im Mund zunächst eine ordentliche Prise Salz, etwas Zitrsufrucht, frischer Apfel und Pfirsich. Dazu lebendige Säure, weswegen er leichtfüßiger wirkt als der Kalkmergel. Auf der Wanderung zum Ludwigsturm hätte er sich sicher auch sehr gut gemacht…
Weine: Kalkmergel und Schiefer, jeweils Riesling; Weingut: Graf von Weyher, Weyher; Jahrgang: 2016; Alkoholgehalt: jeweils 13 % Vol.; Preis: jeweils 10 Euro (ab Hof); Internet: www.weingut-graf.de
Die Weinwanderer-Folge, in der wir den Kalkmergel-Riesling verkostet haben und zum Ludwigsburg gewandert sind, gibt es auf hier auf rheinpfalz.de