Von Alexander Sperk
Ein Besuch in der Deidesheimer Weinstube „Turmstübl“ lohnt sich eigentich immer: wegen des netten Ambientes, wegen des guten Essens, aber auch wegen der Weinkarte. Denn die Familie Rau, die die Weinstube betreibt, setzt nicht nur die üblichen Verdächtigen der Mittelhaardt auf die Weinkarte, sondern es tauchen immer mal wieder Namen und Weingüter auf, die selbst weinaffinen Pfälzern erst einmal nichts sagen. Das reizt natürlich dazu, gerade diese Weine zu probieren. Denn in einer Weinstube kann man durchaus seinen Horizont erweitern.
Auf diese Weise haben wir einen Wein des Nussbaum-Projekts kennengelernt, genauer den Einstiegsriesling mit dem hübschen Namen „Nussbaum.Sause“. Hinter dem Nussbaumprojekt stehen Matthias Rau, Bendikt Grein und Joachim Schmidt – drei junge Leute, die sich während des Studiums am Neustadter Weincampus kennengelernt und unter einem Walnussbaum die Idee entwickelt haben, ein kleines Garagenweingut aufzuziehen. Matthias Rau – nicht verwandt vom Volker Rau vom „Turmstübl“ – arbeitet als Winzer, seine beiden Kollegen sind mitlerweile beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Neustadt tätig. Riesling und Spätburgunder sind die Rebsorten des Mini-Betriebs, davon werden jeweils nur seine kleine Mengen vinifiziert. Die Rieslinge wachsen im Ruppertsberger Spieß und Ruppertsberger Nußbien. Der Spätburgunder ist ein Königsbacher Gewächs aus dem Ölberg.
„Unsere Weinphilosophie ist vielleicht am besten mit ,einfach gut‘ umschrieben. Wir machen keine ,Ferz‘ und halten alles so einfach wie möglich“, so Matthias Rau. Im Keller seines Elternhauses stehen die Fässer für die Weine. Die Rieslinge haben mal mehr, mal weniger Holzanteile. „Irgendwann im Januar oder Februar setzen wir uns zusammen und probieren, wie die Weine unserer einzelnen Gebinde am besten zueinander passen, manche sind dann auch spontanvergoren“, berichtet der junge Winzer. Der Spätburgunder kommt in der Regel komplett aus dem Holzfass.
Händchen fürs Holz
Bei der Verkostung haben wir uns vor allem auf die Rieslinge konzentriert. Ganz stark fanden wir die 2015er Sause, die komplett im großen Holzfass vergoren wurde. Der Wein ist unheimlich saftig und frisch, die Aromen erinnern vor allem an reife, gelbe Äpfel und etwas Zitrus. Der 2016er wirkt etwas schlanker, die Noten gehen stärker in die Richtung Zitrus und grüner Apfel (8 Euro).
Wer seinen Riesling nicht immer trocken mag, sollte den feinherben Riesling des Nussbaum-Projekts vesuchen. In der Nase sind uns außer Pfirsich fast schon blumige Noten aufgefallen, im Mund kommen dann noch Quitte und etwas Meersalz hinzu. Der Wein wurde komplett im Edelstahl ausgebaut. Süffig (9,50 Euro).
Mit dem Riesling „Zeitvertreib“ zeigen die jungen Winzer ihr Händchen fürs Holz. Der Wein war zu 100 Prozent in mehrfach belegten Barriques. Entsprechend kommt zu den rieslingtypischen Aromen wie Pfirsich, Grapefruit und nasser Stein eine spürbare Vanille-Note hinzu. Allerdings wirkt der Wein nicht überladen oder gar fett, sondern bleibt rebsortentypisch, wobei die Säure durch das Holz ein wenig abgepuffert wird (12 Euro)
4 comments:
Hallo Alexander Sperk,
ein sehr ausdrucksvoller und treffender Kommentar über die
Rieslingweine des „Nussbaum- Projekt´s.
Wir können Ihnen nur voll zustimmen, da wir selbst alle probiert
und jederzeit griffbereit im Keller zur Verfügung haben.
Nur schade, dass Sie den 2015er Spätburgunder nicht erwähnt haben.
Kommen Sie doch mal bei uns in Königsbach vorbei und probieren Sie.
Freundlichst, Ed und Ella
Hallo Ed und Ella, wir kennen den Spätburgunder und waren uns nach der Verkostung einig, dass er noch etwas Zeit auf der Flasche braucht. Die Rieslinge, die wir im Text erwähnt haben, waren durch die Bank weg bereits jetzt empfehlenswert. Den Spätburgunder, von dem wir noch was im Keller haben, werden wir in ein paar Monaten nachverkosten. Viele Grüße nach Königsbach!
Sehr schön geschrieben ! Ich fand das Projekt auch auf Anhieb spannend. Cheers!
Danke!