Von Alexander Sperk
Als wir vor einigen Jahren über die Idee diskutiert haben, ein Blog nur über Pfälzer Weine zu machen, war eines der Bedenken, dass es möglicherweise nicht genügend verschiedene Weine gibt, über die wir regelmäßig schreiben könnten, ohne uns am laufenden Band zu wiederholen. „Na ja, ihr könntet ja mit jedem Jahrgang neu beginnen“, schlug die Frau eines Kollegen damals vor. Natürlich gibt es von Jahrgang zu Jahrgang mehr oder weniger deutliche Unterschiede – schließlich ist Wein ja ein Naturprodukt und stark von den klimatischen Verhältnissen abhängig. Ein Hinweis auf die sehr säurebetonten Rieslinge des Jahrgangs 2010 soll an dieser Stelle genügen. Auch kann sich in der Art des Ausbaus etwas geändert haben. Trotzdem wollen wir eine möglichst große Bandbreite an Weinen und Winzern auf dem Pfälzer Weinblog vorstellen, daher kommt ein Wein eher selten doppelt vor.
Allerdings kann es doch einige Fälle geben, in denen es sich lohnt oder es gar geboten ist, einen Wein nochmal zu besprechen. Zum Beispiel nach ein paar Jahren, um seine Entwicklung zu beschreiben und den Reifeprozess so zu begleiten. Oder natürlich, wenn sich bei einer Cuvée die Weine geändert haben, aus der sie besteht. Genau das ist bei der Einstiegscuvée des Laumersheimer Spitzenwinzers Philipp Kuhn passiert, seitdem wir sie 2011 das erste Mal probiert hatten. Damals bestand der „Incognito“ noch zu 70 Prozent aus Dornfelder und zu 30 Prozent Merlot. Wobei: Das Weingut behält die Weine, die in der Cuvée vertreten sind, am liebsten für sich. Daher auch der Name, der auf das Unbekannte anspielt.
Viel Zeit in gebrauchten Barriques
Mittlerweile macht Merlot den größten Teil der Cuvée aus, hinzu kommen diverse Cabernet-Sorten. Dadurch hat sich der Charakter des Weins freilich gegenüber den Anfangszeiten verändert: robuste Gerbstoffe, fast etwas erdig, würzig und opulente dunkle Beeren, aber nicht mehr so gefällig dornfeldertypisch wie früher. Nach wie vor bekommt der Wein aber viel Zeit in gebrauchten Barriques aus französischer Eiche (18 Monate). Ein schöner Einstieg in die Welt der roten Cuvées von Philipp Kuhn, die ja durch eher kräftige Weine bestimmt ist.
Den Wein hatte ich übrigens für unsere Weinwanderer-Serie in der RHEINPFALZ ausgewählt. Auf einer Probebühne des Pfalztheaters in Kaiserslautern war die Cuvée richtig präsent und einnehmend wie ein starker Hauptdarsteller. Dort fehlte nur eine Pizza, etwas Pasta oder etwas Gebratenes zum kulinarischen Glück. Im herrlichen Karlstal bei Trippstadt, das wir zuvor durchwandert hatten, war es an diesem Tag leider zu kühl und regnerisch für den Wein. Wobei der sich anbahnende Herbst mit seinen Gerüchen von Laub und feuchter Erde auch wieder bestimmte Züge des „Incognito“ unterstrichen hat. Selten war der Unterschied zwischen „drinnen“ und „draußen“ größer als an diesem Tag im Herbst 2017.
Den kompletten Artikel über unsere Weinwanderung mit dem Incognito im Gepäck gibt es auf www.rheinpfalz.de
One comment:
Sehr schön! ?Das ist tatsächlich auch für mich immer wieder die Frage, ob man Weine wiederholt beschreiben sollte. Und was du sagst ist richtig, sie verändern sich mit den Jahrgängen und somit kann das sogar spannend sein. Hinzu kommt, dass auch wir uns verändern und manchen Wein auch dadurch später anders betrachten.