Von Alexander Sperk
Seit meinem 40. Geburtstag vor ein paar Monaten hat bin ich immer mal wieder in Retro-Stimmung: Alles hat mit dem Kauf eines Plattenspielers angefangen, auf dem ich den Rest meiner alten Platten anhören kann. Dann ging es weiter über den Kauf von Platten. Vielleicht auch jener, die ich damals für ein paar D-Mark auf dem Flohmarkt verscherbelt hatte, um mir meine ersten CDs leisten zu können. Natürlich kosten sie jetzt ein Vielfaches des Betrags, den ich damals bekommen hatte. Dann höre ich im Moment wieder viel „The drugs don’t work“ (The Verve), „Champagne supernova“ (Oasis) oder „Something changed“ (Pulp) – ganz so wie damals in den Neunzigern. Und auch vor dem Weinbereich hat der Retro-Trend nicht haltgemacht. Warum auch.
Auslöser dafür war zum einen ein Besuch bei der Präsentation des Barrique Forums Pfalz im Gesellschaftshaus der BASF. Dort haben wir unter anderem den genialen, unfiltrierten 2015er Asselheimer Höllenpfad von Michael Schroth probiert – einen Dornfelder aus dem Barrique. Irgendwie hat mich dieser Wein auch an früher erinnert. An die Zeit Anfang der 2000er Jahre, in der wir regelmäßig in Bars und Kneipen waren und dort gerne mal einen trockenen Dornfelder getrunken haben. Irgendwie habe ich die Rebsorte dann aus den Augen verloren. In meiner Wahrnehmung wurde die Rebsorte aber immer unbliebter unter Weintrinkern, ehe sie zeitweise fast verpönt war. Was natürlich so auch nicht ganz stimmt, denn mit mehr als 3000 Hektar ist der Dornfelder in der Pfalz nach wie vor die am häufigsten angebaute rote Rebsorte.
Damals hätte ich wohl trotzdem nicht zum Dornfelder von Michael Schroth gegriffen – sondern aus Geldknappheit eher zu einer günstigeren, aber trotzdem sortentypisch-guten Variante. Und die haben wir ausgerechnet vor unserer Haustür in Wachenheim gefunden, bei einem Wein- und Käseabend bei den Wachtenburg Winzern. Den Dornfelder pflegt die Genossenschaft mit besonderer Hingabe, selbst bei der Litervariante, dem Wachenheimer Dornfelder, stimmt der Genussfaktor: Süßkirschen, dunkle Beeren und etwas Würze prägen den süffigen Wein. Der Dreiviertel-Liter-Dornfelder (die trockene Variante) präsentiert sich dunkel im Glas und ebenfalls sehr gefällig, aber auch mit bemerkenswerter Länge für einen Wein dieser Preisklasse. Es dominieren die klassischen Noten von dunklen Beeren, Kirschen und Holunder, dazu etwas Weihnachtsgewürze.
One comment:
Ein Loblied auf den „guten alten“ Dornfelder – wie schön, lieber Alexander!
Wir sehen das genauso. Der kann – gut gemacht – richtig lecker sein. Und wenn ein Gast in unserer Weinbar nach einem offenen „süffigen“, trockenen und fruchtigen Wein verlangt, dann bekommt er einen Probeschluck, ohne Nennung der Rebsorte.
Die Reaktion ist immer gleich : „lecker, genau richtig“…. „Was? Ein Dornfelder? Das hätte ich nicht gedacht…“.
Danke für diesen Blogbeitrag. Und auch die Empfehlung. Den werden wir gleich mal ausprobieren….
Liebe Grüße
Petra