Geschrieben von Mundschenk
Eigentlich bin ich mit Grauburgunder groß geworden. In meiner Jugend war der badische Grauburgunder der Hauswein meiner Eltern. Er war für mich danach immer der Gegenpol zum spritzigen, jugendlichen Riesling. Vielleicht hat dies und die frühere barocke Ausbauform der badischen Winzer dazu geführt, dass ich den Grauburgunder lange verschmäht habe. Doch in den letzten Jahren hat die Rebsorte ihren Anteil an unserem Jahreskonsum wieder zurückerobert.
Der Grauburgunder von Nauerth-Gnägy wird dies noch verstärken. Der Wein ist weit weg vom „Barocken“ oder „Langweiligen“. Er verkörpert die hohe Kunst, Grauburgunder im Holzfass auszubauen, ohne dass er breit oder plump wird. Der Pfarrwingert wird zur Hälfte im Tonneau (500-Liter-Fass) und zur anderen Hälfte im Stahltank ausgebaut. Der Holzfass-Teil wurde spontan vergoren, was in 2016 zu einer etwas höheren, aber absolut passenden Restsüße von 6 g/l führt. Bis zur Assemblage der beiden Weine bleiben sie auf der Vollhefe. Erst kurz vor der Abfüllung erfolgt die Hochzeit ohne Filtration. Dies alles macht wohl die Besonderheit im Geschmack des Weines aus.
Klassischer und zugleich moderner Grauburgunder
Für mich ein klassischer Grauburgunder mit einem modernen Touch aus dem 21. Jahrhundert. Die Nase wirkt wuchtig mit ganz viel Mandelaromen. Am Gaumen kommen dann Banane und Birne. Alles perfekt abgestimmt ohne übermäßige Dominanz, aber mit einer unglaublichen Präsenz. Klar, das ist schon eher ein Wein für die Generation „Greyzy“ (50plus), aber mit der Frische des mittelalten Sportlers versehen.
Woran liegt es, dass es gerade ein franco-pfälzisches Weingut (direkt an der französischen Grenze) schafft, einen solch tollen Grauburgunder zu kreieren? Vielleicht an der Nähe zu Baden, vielleicht am Muschelkalkboden, vielleicht am moderaten Hektarertrag. Ich weiß es nicht, aber ich bin mir sicher, dass der Wein und das Gut – mit der etwas schwierigen Schreibweise – lange in Erinnerung bleiben werden.
One comment:
Ich liebe Grauburgunder. Vor allem, wenn er etwas „breiter“ und ich so jung und frisch ist. Danke – Mundschenk – für diesen Tipp. Ich werde ihn bald ausprobieren.
Es ist schon toll, wie die Pfälzer Winzer Traditionen wieder entdecken. Und gleichzeitig modernisieren.
In diesem Sinne: Zum Wohl – die Pfalz
Und viele Grüße
Petra