Von Alexander Sperk
Nachdem wir unsere letzten Urlaube mehr oder weniger zufällig in Weinregionen – etwa in Baden, am Bodensee oder in Franken – verbracht haben, schien dieses Mal der Fall klar: Wasser und Wind waren an der Nordseeküste von Zeeland in den Niederlanden zu erwarten, Wein eher nicht. Oder vielleicht doch?
Nach einem Tipp des Vermieters unseres Ferienhäuschens und einer Autofahrt von etwa 15 Minuten von der Küste weg stand ich auf dem Hof eines Weinguts. Wie so oft im Urlaub. Und doch irgendwie kurios im Land der Windmühlen, der Biertrinker und des frittierten Fischs. Doch das Weingut „De Kleine Schorre“ etwas außerhalb des Örtchens Dreischor auf der Insel Schouven-Duiveland ist mit mittlerweile zehn Hektar Fläche zwar eines der größten in den Niederlanden, aber nicht das einzige.
Das Weingut wurde 2001 in Zusammenarbeit mit dem Luxemburger Betrieb Cep d’Or gegründet, mittlerweile sind 42.000 Rebstöcke gepflanzt worden. Typisch für Zeeland ist die historische schwarze Scheune aus dem Jahr 1735. Weniger typisch, dass dem Pfälzer nach einer Fahrt vorbei an Deichen, durch Kornfelder, vorbei an Äckern mit Zwiebeln und Kartoffeln plötzlich Reben begegnen – ganz wie daheim an der Weinstraße.
Obwohl Zeeland die meisten Sonnenstunden der niederländischen Nordseeküste hat und hier auch Lavendel blüht, ist es trotzdem nicht warm und sonnig genug für Rotwein. „De Kleine Schorre“ baut Rivaner, Auxerrois, Grau- und Weißburgunder an und aus. Im Vergleich zu uns waren die Beeren im Juli 2018 noch lange nicht so weit wie in der Pfalz.
Burgundercuvée aus dem Barrique
Doch die Weine können sich wirklich sehen lassen – obwohl ich am Anfang skeptisch war. Besonders gut gefallen hat mir der 2017er Auxerrois, der mit 12,90 Euro natürlich nicht ganz billig ist. Hier dominieren vor allem Aromen, die an Birne, gelbe Früchte und ein wenig exotische Frucht erinnern. Vor allem aber gilt hier der Spruch „ein Maul voll Wein“ bei einem für einen Burgunder moderaten Alkoholgehalt von 12 Vol. %. Schön fand ich auch die Barrique-Cuvée aus Weiß- und Grauburgunder, die allerdings Luft braucht, um schön rund zu sein (19,90 Euro, 12,5 % Vol.). Der Wein lag neun Monate im Barrique, entsprechend präsent, aber nicht zu wuchtig ist die Holz- und Vanillenote.
Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich der Weinbau in Regionen wie Zeeland entwickeln wird. Stimmen die Prognosen zum Klimawandel, könnten dort in zehn oder 20 Jahren noch mehr Rebsorten wachsen.
Weitere Infos zum Weingut gibt es unter www.dekleineschorre.nl