Von Alexander Sperk
2020 ist auch für Weinfreunde ein sehr bescheidenes Jahr. Keine Weinmessen, keine Events rund um den Wein, selbst Weinproben – wenn überhaupt – nur unter höchster Corona-Vorsicht. Und Geselligkeit, ein ganz wichtiger Punkt beim Weintrinken, ist derzeit ja auch aus gutem Grund nicht angesagt. Umso mehr freut man sich dann, wenn doch unter Beachtung aller Auflagen in kleiner, privater Runde eine nette Weinprobe gelingt – bei fachkundigen und durchaus witzigen Erklärungen des Winzers. So wie Anfang Oktober beim Weingut Eugen Wambsganss im Landauer Stadtteil Nußdorf. Davon, so sieht es derzeit in Zeiten des nächsten Teil-Lockdowns im November aus, werden wir wohl noch eine Weile zehren müssen. Und natürlich von den Weinen, die nach der Probe in unseren Keller gewandert sind.
Starkes Stück Südpfalz
Das Nussdorfer Weingut wird von Christian Estelmann in achter Generation geführt und bewirtschaftet derzeit 16 Hektar rund um den Landauer Ortsteil. Irgendwie ist das Weingut Wambsganss typisch für die (Süd-)-Pfalz: Fast ein wenig versteckt liegt es in einem hübschen Ortskern, in Hochglanzmagazinen sucht man es vergeblich, aber Qualität und Preis-Genussverhältnis sind sehr überzeugend. Fast 80 Prozent der Wambsganss-Weine sind weiß, wobei die Burgunderrebsorten und natürlich der Riesling mit gut 30 Prozent den größten Anteil haben. Positiv: Die Rieslinge baut Christian Estelmann gerne leicht und mit moderatem Alkoholgehalt aus.
Ein wichtiger Gradmesser für mich sind beim Besuch eines Weinguts immer die Literrieslinge: Taugen sie als Schorleweine oder sogar zum Pur-Trinken? Beim Weingut-Wambsganss hat mir der Liter-Riesling (Jahrgang 2019) sehr gut gefallen – so gut, dass er defnitiv auch pur ins Glas wandern könnte. Frucht, Frische, Rebsortentypizität – alles da. Eine Qualitätsstufe darüber liegt der Nußdorfer-(Orts-)Riesling (Jahrgang 2019, Alkoholgehalt: 11,5 % Vol., Preis: 7 Euro), der mit einer schönen Dichte und intensiven Noten, die an Aprikose und reife Äpfel erinnern, sowie einer lebendigen Säure überzeugt.
Merlot sorgt für gutes Mundgefühl
Ein anderer Wein, der Eindruck hinterlässt, ist der Merlot: Dazu muss man sagen, dass wir eigentlich nicht so die Merlot-Trinker sind, sondern die Rebsorte eher als Teil einer klassischen Bordeaux-Cuvée zu schätzen wissen. Der Wambsganss-Merlot (Jahrgang 2018, Alkoholgehalt: 14 % Vol., 6,50 Euro) sorgt aber für ein sehr angenehmes Mundgefühl, Noten von dunklen Früchten, schwarzer Johannisbeere und eine schöne Würze machen ihn zu einem idealen Begleiter von dunklem Fleisch oder herbstlicher Kaminabende.
Fazit: Es macht einfach Spaß, sich durch die Kollektion des Weinguts zu probieren. Den originellen Werbeslogan „Federführend beim Genuss“ unterstreichen wir gerne.