2020 wird vielen als das Jahr der Corona-Pandemie in Erinnerung bleiben. Es steht aber auch für einen hervorragenden Weinjahrgang in der Pfalz. Weinbaupräsident Reinhold Hörner wie auch Boris Kranz, Vorsitzender der Pfalzwein, betonen in einer Pressemitteilung der Pfalzwein einstimmig die hohe Qualität des Leseguts und die solide Menge.
„Wer zum richtigen Zeitpunkt gelesen hat, konnte aromatisch perfekte Weine mit einer ausgewogenen Struktur und einer klaren Typizität ernten“, meint Boris Kranz. Reinhold Hörner gibt zu bedenken, dass das Jahr nicht einfach war für die Betriebe aus der Pfalz: „Die wirtschaftlichen Einbußen, verursacht durch den ersten Lockdown und das völlig veränderte Konsumverhalten, konnten viele Betriebe im Sommer mit auflebendem Inlandstourismus wieder aufholen. Wie der zweite Lockdown zu bewerten ist, bleibt noch fraglich.“
Boris Kranz zeichnet ein gemischtes Bild: „Sicher haben gerade die Betriebe, die dem Lebensmitteleinzelhandel zuliefern, in diesem Jahr ein gutes Absatzergebnis realisiert. Viele andere Kollegen leiden unter dem Wegfall der Gastronomie und vor allem auch unter dem Wegfall des Pfälzer Herzschlages, den Weinfesten. Das lässt sich auch nicht voll über intensivierten ‚ab Hof Verkauf‘ und Online-Aktivitäten auffangen.“
Das Weinjahr 2020 – die Natur geht ihren Weg
Auch wenn es in der Menge große betriebliche Unterschiede gab, so kann der Jahrgang 2020 für die Pfalz als nahezu perfekt in Menge und Güte eingestuft werden. Die Erntemenge liegt nach ersten Schätzungen bei etwa 2,3 Millionen Hektoliter und damit knapp über dem Wert der letzten Dekade von 2,17 Millionen Hektolitern.
„Der 2020er kann jetzt schon als großer Jahrgang bezeichnet werden“, bekräftigt Dr. Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Neustadt. Nach einem milden Winter ohne nennenswerte Frostschäden erfolgte der Austrieb um den 10. April im Durchschnitt 9 Tage früher als im langjährigen Mittel. Ausreichende Niederschläge und ein sehr warmer April gaben weiteren Wachstumsschub. Selbst die Spätfröste im Mai hatten in der Pfalz wenig Einfluss. Dem frühen Austrieb schloss sich am 30. Mai eine frühe Rebblüte an, zwei Wochen früher als gewohnt.
Von Juni bis August war es überdurchschnittlich warm und es boten sich damit optimale Wachstumsbedingungen, obgleich es in dieser Zeit recht trocken war. Mehltau und Kirschessigfliege waren nur sehr selten problematisch, es gab hingegen das dritte Jahr mit Sonnenbrandschäden der Trauben. Die Ernte der Sektgrundweine begann bereits in der letzten Augustwoche mit weiteren Rebsorten und Teillesen in der Folge. Da der gesamte September sehr trocken und warm war, verlief die Lese ruhig und ohne zeitlichen Druck. Während die meisten Betriebe Ende September die Lese beendeten, gab es Spezialisten, die bis Mitte Oktober herbsteten.
Gut strukturierte Rotweine des Jahrgangs 2020
Professor Ulrich Fischer vom Neustadter Weincampus ergänzt: „Die ständigen Winde sorgten an einigen Stellen für rosinierte Trauben mit Botrytisanteilen, prädestiniert für tolle Süßweine. Die roten Trauben konnten wetterbedingt voll ausreifen, was sich in farbintensiven und durch reife Tannine gut strukturierten Rotweinen niederschlägt. Die Weißweine glänzen durch präzise Sortenaromatik, gut eingebundene Säure und sind schon jetzt gut entwickelt.“