Auch wenn der Jahresanfang bei uns keine komplett „weiße Zeit“ ist, haben wir uns in den vergangenen Wochen doch eher als aufs Trinken darauf konzentriert, zu überlegen, welche Weingüter wir mal wieder besuchen oder neu entdecken könnten. Nach fast 13 Jahren als Pfalzwein-Blogger ist letzteres gar nicht mal so einfach.
Dennoch hat sich bei unserer Auswahl gezeigt, warum Wein einfach nicht nur ein Stück Lebensart, sondern vielleicht das spannendste Lebensmittel überhaupt ist: Wir waren zu Gast in Deidesheim, allerdings nicht bei den großen Bs oder von Winning, sondern ganz in der Nachbarschaft beim Weingut Andres. Das Bio-Weingut hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht, und wir sind bei einem Restaurantbesuch auf einen Wein der Brüder – die Chardonnay-Weißburgunder-Cuveé – aufmerksam geworden.
Jung oder Alt?
Wie das halt so ist, ist uns bei einer kleinen Probe noch mehr aufgefallen, was gut in unseren Weinkeller passen würde. Das vielleicht spannendste dabei war, wie sich Wein über die Zeit doch verändert. Dabei hat das Weingut den Riesling vom Buntsandstein aus zwei Jahrgängen im Verkauf: den aktuellen des Jahrgangs 2021 und den etwas gereifteren aus dem Jahrgang 2018 als „Late Release“. Das Lesegut stammt jeweils aus verschiedenen Mittelhaardt-Lagen rund um Deidesheim, Ruppertsberg und Forst. Der 2021er strotzt noch vor jugendlichem Elan, frischer Säure und Aromen, die vor allem an Pfirsich erinnern. Der 2018er zeigt, wie die Zeit den Wein verändert: im Glas präsentiert sich ein runder Wein mit bemerkenswerter Balance aus Frucht – neben dezentem Pfirsich vor allem reifer Apfel und eine würzige Kräuternote – und Säure, die durch den sparsamen Einsatz von Holz abgepuffert wird: 30 Prozent stammen aus dem Großen Holzfass, 70 waren im Edelstahltank. Dazu ist schmeckbar, dass die beiden Bio-Winzer mit Spontangärung arbeiten. Für 9 Euro ist das ein großartiger Wein, der für uns in dieser Preisklasse ganz weit vorne mit dabei ist.
Ob das für den 2021er in drei Jahren genauso gelten wird? Die Antworten auf diese Fragen sind es, die Weine so spannend machen. Auch nach mehr als einem Jahrzehnt als Blogger.